Baubericht Fiesler Storch Fi 156 – C1

Dieter Willers Fieseler Storch

Unser Mitglied Dieter Willer baut derzeit an einem semi-scale Fieseler Storch im Maßstab 1:6. Die Spannweite beträgt 2,40 m. Im Februar 2008 war er mit seiner Frau in Bamberg, wo ein Storch restauriert wird und hat am Original einige Maße abgenommen. Bis August 2008 investierte er schon 480 Stunden, ohne die Recherche im Internet.


Wie es mit meinem Storch begann:

Als ich vor ca. 3 Jahren bei Karl Wilhelm anfing, das Modellfliegen zu lernen, wollte ich nicht nur fertige Modelle fliegen, sondern auch ein Modell von Grund auf bauen. Ich zeigte also Karl den Katalog von vth mit Modellbauplänen und fragte ihn, zu welchem Modell er mir raten würde. Karl blätterte den Katalog durch und zeigte nach einiger Zeit auf den Fieseler Storch und sagte:“Den kannst du bauen, das wird ein richtiger Hingucker. Ich bestellte mir gleich die Baupläne bei vth. Je länger ich mich mit den Bauplänen und dem Bau des Storches befasste umso mehr fesselte mich der Storch und ich wollte immer mehr über dieses Flugzeug wissen. Ich bin z.B. nach Bamberg gefahren, wo bei der Firma Eichelsdörfer GmbH zur Zeit ein Storch restauriert wird. Dort konnte ich die Maße für den Landescheinwerfer, den Füllstandsanzeiger und das Staurohr am Original abmessen und auf mein Modell übertragen. In meinen gekauften Bauplänen sind leider solche Details nicht enthalten.

Recht herzlich möchte ich mich für die Hilfe von Werner Frühbeißer bedanken, der mir mit Fräs-und Dreharbeiten beim Fahrwerk sehr geholfen hat. Natürlich bedanke ich mich auch bei Karl Wilhelm, der mir bis heute und das nicht nur beim Fieseler, mit Rat und viel Tat zur Seite steht und bei Wolfgang Schwab, der mich immer dann aufgemuntert hat, wenn ich alles hinschmeißen wollte. Bis heute habe ich über 600 Stunden mit dem Bau des Fieselers verbracht, ohne die Recherche im Internet.

Wie es mit dem original Storch begann:

Im Jahre 1935 schreibt das Technische Amt des RLM einen Entwicklungswettbewerb für ein Flugzeug, das über extreme Kurzstart- und Langsamflugeigenschaften verfügen soll. Auf Neudeutsch ein STOL – Flugzeug = Short Take-Off and Landing. Als Triebwerk wird der Argus-As-10-C Motor vorgeschrieben. Dieser neue Typ soll in der Artilleriebeobachtung, Nahaufklärung im Verbindungsdienst zwischen den Truppenstäben im Gelände des für herkömmliche Flugzeuge ungeeignet ist, eingesetzt werden.

Die Ausschreibung ging an vier Flugzeugwerke: Siebel, Messerschmitt (damals Bayerische Flugzeugwerke), Fieseler und Fock Wulf. Die ersten vorgestellten Produkte erhalten die Typenbezeichnung: Si 201, Bf 163, Fi 156 und FW 186. Fieseler baut und konstruiert die Fi 156 in Kassel-Bettenhausen.

Gerhard Fieseler war ein allround-Talent. Er erfand den Segelflugzeug- Schlepp mit Motorflugzeugen und erfand die entsprechenden Halterungen dazu. Als Kunstflieger schuf er neue Kunstflugfiguren. Er flog als Erster den Looping nach vorn, die gesteuerte Rolle, den Fächerturn, die Rollenacht, Die Fieselerkehre und den Messerflug.

Der Entwurf des speziell zum Langsamflug ausgelegten Flugzeugs stammt von Prof. Dr.-Ing Hermann Winter, der zwischen 1936 und 1938 Leiter des Konstruktionsbüros bei Fieseler war. Gemeinsam wird das Flugzeug von Ing. Reinhold Merves und Dipl.Ing. Viktor Mangs entwickelt, das Programm koordiniert Gerhard Fieseler. 1937 im Sommer sind die Testflüge der Luftwaffe mit der Fi 156 A-O abgeschlossen. Die Maschine kann mit einem Startgewicht von 1320 kg unter voller Kontrolle mit einer Mindestgeschwindigkeit von 51 km/h bei Windstille und bei leichtem Gegenwind hängend geflogen werden. Bei einer Testlandung auf einem umgepflügten Feld und mittlerer Windstärke brauchte der Storch zur Landung lediglich fünf Meter. Für die Artilleriebeobachtung, Nahaufklärung oder Verbindungsflüge waren dies die besten Voraussetzungen.

Beim 4.Internationalen Flugmeeting in Zürich-Dubendorf Ende Juli 1937 schrieb beim ersten großen Auftritt der Kurzstart-und Langsamflug-Maschine Fieseler Fi 156 die Fachpresse: Das Flugzeug, das keinen Flugplatz mehr braucht, Fliegende Etagère, die ulkigste Maschine, die je geflogen ist. Publikum und Experten aus aller Welt waren begeistert von den erstaunlichen Flugeigenschaften der Maschine aus der Werkstatt von Gerhard Fieseler.

Ein bekannter US-Flieger, Major Williams, der auf Einladung von Luftwaffen-General Udet, im Jahre 1938, nach Deutschland kam und nach einem Rundflug über Kassel-Bettenhausen aus der Maschine steigt sagt: „ Das Ding sieht lustig aus, Geranien in die großen Fenster und fertig ist das Gewächshaus. Als er nach Hause zurückkehrte berichtet er über die Fi 156: Der Name Storch trifft das Flugzeug vortrefflich. Er steht auf langen dünnen Beinen, die vom Konstrukteur entwickelt wurden, um die beim Starten und Landen hohen Anstellwinkel auszunutzen, was durch die Vorflügel ermöglicht wird. Die großen Fenster der Maschine, durch die man bei Einigen direkt nach unten schauen kann, erinnern an den Innenraum einer Kranführerkabine. Auch konnte der Storch fast senkrecht, beinahe wie im Fahrstuhl, landen und brauchte bei mittleren Windgeschwindigkeiten nur 10 bis 20 Meter Landestrecke.

Der Storch war im 2. Weltkrieg immer an vorderster Front zu finden. Er verkörperte Ende der dreißiger Jahre den idealen Typ eines Beobachtungs-Verbindungs und Allzweckflugzeuges. Im Normalfall brauchte er für die Landung nie mehr als die Spannweite seiner Tragflächen. Auch konnte sich der Fieseler Storch rühmen, jahrelang den Fortschritt der deutschen Luftfahrt gebremst zu haben. Durch seine guten flugtechnischen Eigenschaften, die einmalig waren, verzichtete Deutschland, das damals im Hubschrauber-Bau führend war, auf die Weiterentwicklung der Drehflügelflugzeuge Der Storch war bei Freund und Feind gleichermaßen beliebt: Eisenhower, Churchill und Montgomery benutzten für ihre Inspektionsflüge den Storch. Dem Duce ermöglichte der Storch die Flucht aus dem zerklüfteten Gran Sasso. Ein deutscher Heerführer ohne sein Statussymbol den „ Fliegenden Feldherrnhügel „ war nicht vorstellbar.

Mit dem Storch verschaffte er sich den Überblick auf dem Schlachtfeld, sorgte für schnelle Nachrichtenübermittlung und verschaffte am Ende des Krieges so manchem die letzte Chance um dem Feind zu entwischen.

Baumusterbeschreibung

Fi 156 V 1 D-IKVN

Das Flugzeug Fi 156 Fieseler Storch ist ein einmotoriges zwei- bis dreisitziges Kabinenlandflugzeug (Schulterdecker) in Gemischtbauweise (aus Stoff und Sperrholz) mit beiklappbaren Tragflügeln. Durch Verwendung eines hohen, besonders kräftigen Fahrwerks, eines geeigneten Flügelprofils, von Landeklappen und festen Vorflügeln sind kurzer Start, Langsamflug, steiler Gleitflug und kurzer Landeauslauf erreicht; daher gute Verwendungsmöglichkeit auf beschränkten und nicht vorbereiteten Plätzen in schwierigem Gelände. Die Fi 156 eignet sich insbesondere für Verbindung-, Erkundungs- und Expeditionsflüge, für Suchaktionen ( z. B. die Wüstennotstaffel, bekanntester Pilot, Staffelkapitän Hauptmann Kroseberg, genannt Abu Makub – Vater der Störche ) und ähnliche Aufgaben.

Produktionszahlen der Fi 156 bis zum Ende des II. Weltkrieges

1936-1938 15 Maschinen
1939 46 Maschinen
1940 170 Maschinen
1941 431 Maschinen
1942 607 Maschinen
1943 874 Maschinen
1944 410 Maschinen
1945 11 Maschinen
Insgesamt 2564 Maschinen

Quellennachweis: Die alte Tante und der Storch von Janusz Piekalkiewicz und Wikipedia 3SAnsicht.jpg

Nach meinen Recherchen gab es:

 6 Varianten des Hakenkreuzes und

7 Varianten des Balkenkreuzes

Wo und wie wurde die Kennung am Fieseler Storch angebracht?

Das Balkenkreuz auf der Tragflächenunterseite und dem Rumpf ist ein anderes als auf der Tragflächenoberseite.

Die Abstands- und Größenmaße für Kennung, Hakenkreuz und Balkenkreuz waren für Tragflächenoberseite, Tragflächenunterseite und Rumpf genau festgelegt.

Freistehende Hakenkreuze erhielten alle Militärflugzeuge ab dem Jahr 1939, welche in verschiedenen Varianten Anwendung fanden. Das Hakenkreuz befindet sich auf der Seitenflosse. Die Schenkel des Hakenkreuzes liegen um 45 Grad schräg. Auch hier gibt es genaue Maßangaben wie das Hakenkreuz aussehen muß und wo es auf der Seitenflosse angebracht werden soll.

Die Kennzeichen der Flugzeuge wurden in Blockschrift angebracht gleichgültig, ob es sich um Ziffern oder Buchstaben handelte. Auch bei diesen Kennzeichen war alles reglementiert.

Das heißt: Schrifthöhe, Schriftstärke und Buchstabenbreite sowie der Abstand von einem Buchstaben zum anderen waren genau festgelegt.

So wurde z. Beispiel die Schrifthöhe mit 6/10 zur Größe des Balkenkreuzes, die Buchstabenbreite mit 4/10 zur Größe des Balkenkreuzes angegeben.
Ausnahmen:

Die Buchstaben C, E, F, J und L wurden schwächer gezeichnet, da diese sonst zu breit erscheinen. Das M und das W wird bedeutend breiter.

Die Tarnlackierung

 

Die Luftwaffe wurde vom Afrika-Feldzug relativ unvorbereitet überrascht.

Die Flugzeuge wurden schnell von Europa in die neuen Einsatzgebiete verlegt. Im neuen Einsatzgebiet zeigte sich sehr schnell, dass die europ. Sichtschutzlackierung in RLM 70/71/65 für die Wüste nicht geeignet war. Da die deutschen und italienischen Einheiten von den gleichen Flugplätzen operierten, hat man diesem Mangel schnell abgeholfen und bediente sich der Flugzeuglacke der Verbündeten, die sie für ihre Flugzeuge in Afrika verwendeten. Die Unterseite der Flugzeuge in den Farbtönen RLM 65 oder 76 wurde erst einmal so gelassen. Anfang 1942 standen die Farbtöne RLM 76 lichtblau, 79 sandgelb ( RLM  79 hell sandgelb gab es nur in der Zeit von Ende 1942 bis Mitte 1943 ) und 80 olivgrün zur Verfügung. Getarnt wurde nur die Flugzeugoberseite einschließlich der Rumpfseiten. Die Flugzeugunterseite bekam mit RLM 78 eine himmelblaue Lackierung. Die Kennzeichnung auf der Flugzeugober-  und unterseite sowie auf den Rumpfseiten musste sichtbar bleiben.
Ich habe mich – für meinen Storch – für die Lacke der Fa. Kiroff ( www.Farben-Kiroff.de ) entschieden.

Bei der Fa. Kiroff erhielt ich die kompetenteste Beratung zu den RLM – ( Reichs Luftfahrt Ministerium ) Farben. Mir wurde zum Beispiel genau gesagt: wo, wann und wie lange die einzelnen RLM Farben für den Storch eingesetzt waren.

Die Farben entsprachen vor allem den original Farbtönen und ließen sich auch sehr gut verarbeiten.

 Hier einige bekannte Aktionen die nur so und unter der Mithilfe eines Fieseler Storches gelingen konnten

 

Am 12. September 1943 wurde der ehemalige Diktator Benito Mussolini        von Deutschen Truppen aus dem Hotel Campo Imperatore* im Gebirgszug Gran Sasso befreit und mit einem Fieseler Storch nach Pratica di Mare gebracht. Von dort wurde Mussolini nach Wien gebracht und am nächsten Tag nach München.
Am 14. September traf er Hitler im Führerhauptquartier in Rastenburg.

* Das Hotel ist nach dem beckenförmiges Hochplateau im Massiv des Gran Sasso benannt.
Als letztes Flugzeug landete am 25. April 1945 im eingeschlossenem Berlin ein Fieseler Storch. Auf dem Pilotensitz der verwundete und flugunfähige General Oberst Ritter von Greim. Auf dem hinteren Sitz

Hanna Reitsch, die von dieser Position aus, den dazu noch stark beschädigten Storch, landete.

Am 6. Mai 1945 gelingt Gauleiter Karl Hanke ( genannt der Henker von Breslau, der in seiner Amtszeit über 1000 Menschen hinrichten ließ ) mit einem Fieseler Storch die Fluch aus der Festung Breslau. Der Storch war das letzte Flugzeug und während der Festungszeit gut versteckt.

Die Bergung amerikanischer Soldaten einer notgelandeten C-36 Dakota auf dem Gauligletscher durch einen Fieseler Storch sorgte damals für großes Aufsehen.

Am Sonntag, den 24. November 1946, gelang die erste Gletscherlandung durch den Fieseler Storch A-97 mit Hauptmann Viktor Hug als Pilot. Diese Rettung war der 1. Alpenrettungsflug der Schweizer Bergrettungs-fliegerei und ist der Beginn der Alpen-Flugrettung.
Quellennachweis:

Luft Archiv

Wikipedia

Jens Nissen:

Museumsstücke

Fieseler Storch Fi 156 C

Erklärung zur Kennung  5F + YK

 

Die erste Zahl/Buchstabenkombination oder auch in umgekehrter Reihenfolge vor dem Balkenkreuz ( ausgenommen hier von sind Jagdgeschwader und z. T. Schlachtgeschwader ) gibt Auskunft über die Geschwader oder Gruppenzugehörigkeit, also die Einheit.

                      5F + Kennung für die
Nahaufklärungsgruppe 14

Die zweite Buchstabenkombination steht für das Flugzeug selbst ( Y ),und die Staffelzugehörigkeit ( K ). Die Staffeln hatten eigene Farben, in denen (zu- mindest in den ersten Kriegsjahren ) meistens der individuelle Flugzeugbuchstabe ( Y ) lackiert war.

+ Y ( rote Staffelfarbe ) Flugzeugkennung

                                  K ( 2. Staffel ) Staffelkennung

 

Das Flugzeug gehört also laut Kennung zur 2. Staffel der Nahaufklärungs-gruppe 14.
Ich habe hier den Stand meiner Erkenntnisse nach gründlicher Recherche aufgeschrieben. Mir können durchaus Irrtümer unterlaufen sein, z. B. durch unvollständige oder fehlerhafte Unterlagen, oder durch eigene falsche Schlussfolgerungen.

Nach langer Bauzeit ( bei 800 Std. habe ich aufgehört die Zeit aufzuschreiben ) und intensiver Beschäftigung mit der Konstruktion und der Geschichte des Fieseler Storches sind nun auch die letzten Bauabschnitte vollendet. Ich glaube, daß der Storch,  wie Karl Wilhelm ganz zu Anfang sagte, ein „ Hingucker“ geworden ist.

 Besonders bedanken möchte ich mich:

Bei Karl Wilhelm, der nicht nur der Ideengeber für den Storch war, sondern auch begeistert mitgeholfen hat.
Als Beispiel: Ich hatte Karl gebeten, daß er mir zeigt, wie man genau die Folie aufbügelt – und was ist passiert – als ich das nächste Mal zu ihm kam, war alles fix und fertig.
So ist er nun mal. Immer hilfsbereit.

Bei Werner Merz, der mir die Motorabdeckung machte. Das heißt, er hat alles gemacht. Positive  und negative Form und natürlich die eigentliche Motorabdeckung auch dazu.
Ich brauchte  ihn nicht zweimal fragen ob er mir die Motorabdeckung macht.

Bei Wolfgang Schwab, der immer, wenn ich eine dritte Hand brauchte, nach kurzem Anruf den weiten Weg nicht scheute und sofort zur Stelle war. Auch bei diffizilen Arbeiten war er mir jederzeit behilflich.

Bei Kai Gläser, der mir den Storch komplett gespritzt hat.

Bei allen, die ich genervt und mit Fragen belästigt habe sage ich nochmals:

 

 Recht herzlichen Dank

 Dieter